Die niederländische Beteiligungsgesellschaft Prosus dürfte zahlreichen Investoren bis dato unbekannt sein. Dennoch erhielt der noch junge Konzern, der erst Ende September 2019 an die Euronext Amsterdam ging, den Ritterschlag und wurde in den Euro Stoxx50 aufgenommen. Prosus ist eine Abspaltung des südafrikanischen Medienkonzerns Naspers, in den der Konzern seine Beteiligungsaktivitäten neu geordnet hatte. Naspers hält bis anhin gut 74% an seinem Beteiligungsvehikel. Zu den prominentesten Beteiligungen von Prosus zählt sicherlich der gut 31% schwere Anteil am chinesischen Internetriesen Tencent und eine ursprünglich mehr als 20% grosse Beteiligung am deutschen DAX-Konzern Delivery Hero. Der strategische Schwerpunkt von Prosus liegt auf Beteiligungen an Internetunternehmen aus aufstrebenden Schwellenländern. In Russland hält Prosus beispielsweise 28% am Internetkonzern „mail.ru“, der neben eigenen Beteiligungen die wichtigsten Webseiten in Russland betreibt. Darüber hinaus hält die Beteiligungsgesellschaft weitere Anteile an gut 40 Unternehmen rund um das Internet (u.a. iFood, Essenslieferdienst in Brasilien; Swiggy, Essenlieferdienst in Indien), neue Technologien (u.a. am Fintech PayU und Paysense) oder den eLearningsektor (u.a. Udemy, Erwachsenenbildung). Trotz aller Beteiligungen ist für die Börse derzeit nur die Entwicklung der Tencent-Aktie ausschlaggebend – die übrigen Beteiligungen (mit Ausnahme von Delivery Hero) sind in den Augen der Börse eher Kleinkram. Dies lässt sich auch am Kursverlauf der vergangenen Monate ablesen – Prosus und Tencent verlaufen praktisch im Gleichschritt (siehe 52-Wochen-Chart unten). An dieser Entwicklung dürfte sich in den kommenden Monaten auch nichts ändern. Als Naspers Anfang März 2018 Tencent-Aktien im Wert von USD 10 Milliarden veräusserte, garantierte der südafrikanische Konzern, in den kommenden drei Jahren keine weiteren Anteile zu verkaufen. Diese Regelung dürfte von Prosus übernommen worden sein. Die Frist, die am 1. März 2021 abläuft, ist daher ein Garant für den Gleichlauf der beiden Aktien. Was danach passiert, ist offen – ein steter Verkauf der Tencent-Papiere wäre aber Gift für den Prosus-Aktienkurs.
Konklusion:
Die grosse Beteiligung an Tencent ist die grösste Stärke und zugleich die grösste Schwäche von Prosus. Aufgrund des Gleichlaufs beider Papiere sehen wir keinen Grund, die Prosus-Aktie zu kaufen. Ein Direktinvestment in Tencent erscheint uns wesentlich attraktiver. Insgesamt erscheint uns das Beteiligungsportfolio von Prosus wenig attraktiv und wenig fantasievoll!