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Fundamentale Analyse - Europa

In zahlreichen amerikanischen Finanzmedien geistert seit einigen Tagen ein «neues» Gespenst durch den Blätterwald: Die Angst vor einer inversen Zinsstruktur. Diese zyklisch auftretende Situation widerspiegelt eine Renditeentwicklung am Anleihenmarkt, bei der Kurzläufer höhere Rendite abwerfen als Langläufer – der Zinsunterschied, der sog. Spread, zwischen 2-jährigen und 10-jährigen Treasuries (diese werden hierfür in der Regel herangezogen), flacht sich zunehmen ab und rutscht letztlich in den negativen Bereich. Für die Aktienmärkte ist eine solche Spread-Entwicklung ein ernstzunehmendes Warnzeichen für eine aufziehende Rezession mit den entsprechenden Folgen für die Aktienkurse. In den USA wurde seit Mitte der 1980er Jahre dreimal eine solche inverse Zinsstruktur beobachtet: Etwa zur Mitte der zweiten Hälfte der 1980/90er, kurz vor der Jahrtausendwende und zuletzt im Vorfeld der Finanzkrise. Und tatsächlich schlitterten die USA kurz nach der Ausbildung der inversen Zinsstruktur in die Rezession. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich in der historischen Betrachtung auch für Deutschland feststellen. Der DAX weist seit 1988 drei sehr ausgeprägte Bärenmärkte aus – allen gemein, dass zuvor der Renditeabstand zwischen Kurz- und Langläufern auf Mehrjahrestiefs gefallen war. Eine inverse Zinsstruktur ist – anders als in den USA – jedoch seit 1992 am deutschen Markt nicht mehr beobachtet worden. Die drei Bärenmärkte waren dann von einer steilen Zinskurve begleitet worden – einem steigenden Spread zwischen Kurz- und Langläufern. Aktuell zeigt die Entwicklung seit Beginn der 2010er Jahre ebenfalls wieder ein Abflachen der Zinskurve an. Lag der Spread zu Beginn 2010 noch bei gut 250 Basispunkten, hat sich dieser bis Frühjahr 2015 und – nach einer kurzen Gegenbewegung – erneut im Herbst 2016 auf deutlich unter 100 Basispunkte zurückgebildet. Seitdem weitet sich der Zinsunterschied jedoch wieder aus und beträgt derzeit wieder über 100 Basispunkte. Das Erstaunliche: Rutschte der Dax im Frühjahr 2015 noch deutlich ab als der Spread ein neues Mehrjahrestief markierte, stieg der deutsche Leitindex im Herbst 2016 deutlich an. Grundsätzlich erscheint es uns für Panikmache noch zu früh. Das Zinsumfeld weist noch nicht jene typischen Krisenanzeichen aus. Dennoch sollten sich Anleger dieses Zusammenhangs bewusst sein und die Spread-Entwicklung zwischen deutschen Kurz- und Langläufern im Auge behalten. Sollte sich die Zinskurve erneut abflachen und droht sie in einen inversen Zustand zu geraten, könnte an den Aktienmärkten eine ausgeprägte Konsolidierung anstehen.
Konklusion:
Ein abflachender Spread zwischen 2- und 10-jährigen Bundesanleihen ist ein Warnzeichen für die Börse. Noch besteht aus unserer Sicht aber kein Grund zur Sorge.